Impressum|Kontakt|Sitemap |Datenschutzerklärung


Schirmer
Jochen Schirmer
Kunstmaler


Arbeitskreis


60 Jahre
Fischwirtschaft
in Rostock Marienehe



Bilder vom Fischereihafen aus den Jahren 1950 bis 1990 und nach der Wende 1990

Fischereihafen




Ständige Ausstellung
Hochseefischerei 1950-1990

Societät Rostock maritim e.V.


Neuschottland

Auszug aus dem Buch “Kapitäne der Deutschen Hochseefischerei“


2016 Günther Kröger

Auszüge aus dem Buch „Kapitäne der Deutschen Hochseefischerei“ von Kapitän Günther Kröger

Neuschottland, Neuengland und USA-Schelf

Diese Fanggebiete hatten in den Jahren von 1964 bis 1977 für die Fischerei ausländischer Fangflotten eine große Bedeutung. Ehemalige sowjetische Fischereischiffe erkundeten 1961 und 1962 dieses Gebiet und bereiteten einen kommerziellen Einsatz vor. 1963 schickte die Rostocker Hochseefischerei das Forschungsschiff, den Trawler „Eisenach“ zur Georges- und Browns Bank, um auf der Basis der sowjetischen Forschungsergebnisse eigene Fischereimöglichkeiten zu erschließen. Dieses Gebiet wurde kommerziell erst ab 1964 von ausländischen Fischereiflotten genutzt. Die Rostocker FVS „Bodo Uhse“ und „Willi Bredel“ hatten 1966 in diesem Gebiet einen Kurzeinsatz, um Erprobungen für den Heringsfang durchzuführen. Danach waren wir Rostocker fast ganzjährig in diesem weitläufigen Fanggebiet immer mit einer starken Fahrzeugkonzentration vertreten. Der Einsatz im Dezember und im Frühjahr war geringer, dafür waren die Schiffseinsätze von Juli bis November sehr konzentriert. Neben Loggern, einschließlich der Ringwadenfahrzeuge, setzten wir unsere Trawler und FVS, sowie die beiden TVS Flotten mit ihren Zubringertrawlern und auch Frosttrawler ein. Mit 66 Fahrzeugen wurde 1973 der stärkste Fischereieinsatz gefahren. 1967 wurden von der westdeutschen Hochseefischerei zwei Schiffe der Universitätsklasse, das FMS „Bonn“ und das FMS „Marburg“ im Heringsfang eingesetzt. In den Jahren danach war die westdeutsche Flotte ebenfalls stark in diesem Gebiet vertreten.

Von Interesse für die kommerzielle Fischerei waren in diesem Gebiet folgende Fischarten: Seehecht, Schellfisch, Gabeldorsch, Hering, Pomolobus, zeitweilig Seelachs und Makrele. Von der damaligen sowjetischen Flotte wurde anfangs gezielt auf Seehecht, Schellfisch, Gabeldorsch und Pomolobus gefischt.

Ich möchte Ihnen vor allem die deutsche Herings- und Makrelenfischerei veranschaulichen und verwende dazu auch Aussagen aus der Fangplatzcharakteristika der Rostocker Fangdirektion für dieses Gebiet. Seehecht haben wir nicht gezielt befischt. 1972 wurde das TVS „Junge Welt“ mit Zubringertrawlern auf der Stellwagen Bank kurzzeitig zum Seelachsfang eingesetzt. Der Einsatz fand Anfang November bis in den Dezember statt.

Hering

Die Verbreitung des Herings erstreckt sich vom St. Lorenz Golf bis zum Cape Hatteras. Aus den biologischen Untersuchungen wissen wir, dass der Hering in diesem Verbreitungsgebiet unterschiedliche Bestände gebildet hat. Neben Unterschieden an den Flossen unterscheiden sie sich vor allem an den Laichzeiten und Laichplätzen.

Die Heringsfischerei begann etwa im Monat Mai südlich von Nantucket und sie war abhängig von der Entwicklung des Planktons, als Nahrungsgrundlage. Die Heringsschwärme, adulte Tiere, nahmen intensiv Nahrung auf. Die Schwärme waren noch klein und sehr beweglich zu diesem Zeitpunkt und sie hielten sich in Tiefen von 50 bis 120 m auf. Mit fortschreitender Jahreszeit wanderte der Hering in nordöstlicher Richtung und erreicht im Juni die Südost-, Ost- und Nordost – Seite der Georgesbank. Hier hielt er sich in dichteren Schwärmen auf, wobei die stärksten Konzentrationen im Juni im südlichen Teil der Georgesbank gefunden wurden. Wir erinnern uns, dass auch im Juli die Situation nicht anders war, obwohl die Wanderung sich in nördliche Richtungen andeutete. In den Monaten August, September und Oktober stellten wir immer wieder fest, dass die Fressaktivitäten und auch die Wanderungen nachließen und die Laichzeit bevorstand. Die Schwärme konzentrierten sich immer mehr auf engem Raum im nördlichen und nordwestlichen Raum der Georgesbank. Ende September oder auch Anfang Oktober begann die Laichzeit des Herings. Sie zog sich oft bis Mitte, Ende Oktober, manchmal sogar bis in den November hin.

Die Fischereikapitäne stellten fest, dass sich der Hering nach dem Laichen weiterhin in lockeren Schwärmen, meistens westlich der Georgesbank aufhielt und nach wie vor gut befischt werden konnte.

Später, nach dem Abkühlen der Wassertemperatur und der Verringerung der Planktonvorkommen setzte die südliche Wanderung ein. Am Ende des Jahres hatte der Hering die Gebiete südlich der Georgesbank erreicht. Die Überwinterungs-periode, in der Zeit von Dezember bis März erfolgte in den Gebieten zwischen Nantucket bis Chesapeake Bay. Auf Grund der Qualität der Herings waren unsere Fangaktivitäten zu dieser Zeit gering.

Im März begann erneut die nördliche Wanderung und die Fressintensität nahm zu. Den Fischereikapitänen ist bekannt, dass die Planktonentwicklung immer dort am intensivsten war, wo Wasservermischungen erfolgten. Der Golfstrom von Süden kommend und der kältere Labradorstrom von Norden einfließend und das Küstenwasser schaffen dafür an den Kanten der Bänke gute Voraussetzungen. Damit ist zu erklären, dass die Fischerei an den Kanten der Bänke am erfolgreichsten war. Erwähnt werden soll, das auch im Golf of Maine kleinere Heringsbestände vorhanden waren.

Wie auch in anderen Fanggebieten des Herings führt der Hering Vertikalwanderungen bei der Nahrungsaufnahme durch. Wir wissen aber auch, dass gerade in diesem Gebiet oftmals tagelang Nebel die Fischerei behinderte. An diesen Tagen waren die Vertikalwanderungen am Abend gering und der Hering blieb am Boden. Die Heringsfischerei in diesem Gebiet war für die deutsche Hochseefischerei ein willkommender Ausgleich für die verlorene Fischerei in den alten herkömmlichen Gebieten.

Makrele

Bei der nordamerikanischen Makrele handelt es sich um die gleiche Art, wie wir sie in unseren herkömmlichen Fanggebieten und im Raum westlich der afrikanischen Küste vorfinden. Aus unserer Fischereitätigkeit wissen wir, dass die amerikanische Makrele von Cape Hatteras im Süden bis zur Belle Isle Straße im Norden verbreitet ist. Die erfolgreichste Fischerei erfolgte in den Gebieten Chesapeake Bay bis zur Georgesbank. Nach den Aussagen der Biologen war die Chesapeake Bay das Überwinterungsgebiet der Makrele. Im März wurde hier in Wassertiefen von 30 bis 40 m gefischt, da die Makrele gute Konzentrationen bildete. Auf Grund der geringen Wassertiefe traten immer wieder Probleme in der Fischereidurchführung auf. Bis zum Mai verblieben unsere Hochseefischer in diesem Gebiet, die Fischerei fand nunmehr aber in Tiefen von 100 bis 140 m statt. Immer wieder etwas unterschiedlich, aber meistens Anfang Mai begann die Wanderung der Makrele in Richtung Nordost. Unsere Fischereikapitäne folgten der Wanderung der Makrelenschwärme und sie erreichten meistens Ende Mai das Gebiet um den Hydrographer Canyon. Hier fischten sie in Wassertiefen von 100 bis 140 m. Die Makrelenfischer sammelten sich dann Anfang Juni im Nordosten der Georgesbank. Die starke Konzentration der Makrelen ließ in dieser Zeit nach. Wo sie nach der Fressperiode laichten liegt mir nicht vor. Fest steht, dass die Makrele Ende September, Anfang Oktober wieder südlich zu den Überwinterungsgebieten wandert. Auf ihren nördlichen Weg legten sie Wege von 16 sm am Tag zurück. Unsere Flotte konzentrierte sich bereits im Juli auf den erneuten Heringsfang

Auszüge aus dem Buch „Kapitäne der Deutschen Hochseefischerei“ von Kapitän Günther Kröger

Fangplätze-Neuschottland


 

 

 

Georges – Bank


von Kapitän Günther Kröger 2018

An der südostkanadischen und nordostamerikanischen Küste finden wir von Neufundland bis zum südlichen Neuengland eine Vielzahl von Bänken, die für die nationale und internationale Fischerei von großem Interesse waren und für die dortigen Fischer auch heute noch sind.
Eine dieser Bänke – die Georges-Bank – brachte über Jahr- zehnte hohe Fangerträge und wird zur heutigen Zeit nachhaltig befischt.
Sie ist uns in ihren Ausmaßen als ovale. Bank in Erinnerung, die 240 km lang, 120 km breit ist und in 120 km Abstand zur Küste des Bundeslandes von Massachusetts liegt. Sie erhebt sich aus den Atlantik und hat relativ flache Tiefen von weniger als 60 m, liegt 100 m höher als der Meeresboden vom Golf of Maine. Die Georges-Bang war vor der letzten großen Eiszeit Teil des nordamerikanischen Festlandes.
Bänke von Neufundland bis südl. Neuengland


Auf den Bänken dieser Region leben viele Fischarten, und Meerestiere insbesondere Kabeljau, Gabeldorsch, Seelachs, Schellfisch, Plattfische, Hering, Pomolobus, Makrelen, Lodde, Seehecht, Heilbutt, sowie Hummern und eine Vielzahl von Muscheln.
Die ehemals reichen Fischbestände auf den Bänken, insbesondere auf der Georges-Bank profitierten von der reichlich vorhandenen Nahrungsgrundlage. Die relativ flachen Bänke produzieren durch die mögliche vorteilhafte Lichteinstrahlung und durch den kalten, nährstoffreichen Labradorstrom und dem Zusammentreffen mit dem warmer Golfstrom am östlichen Rand der Georges-Bank eine vielfältige Nahrungskette, die aus den winzigen Meeresbewohnern, dem Plankton, den Algen, den Krebsen und den vielen kleinen Fischen bestehen. Die Gezeitenströme verfehlen auch in den Gebieten ihre Wirkungen nicht und begünstigen das Laichen vieler Fischarten in diesem Gebiet.

Literatur aus dem Internet verweist hinsichtlich der Georges-Bank auf eine lang zurückliegende Geschichte. Die ersten Europäer, die die Georges-Bank aufsuchten, sollen die Basken aus Nordspanien gewesen sein. Diese erfahrenen Fischermänner hielten ihren Fangplatz, auf dem sie Kabeljau und Schellfisch fingen, salzten und über die Grenzen des Baskenlandes hinaus vermarkten, fast 500 Jahre geheim. Erst der berühmte John Cabot, der 1497 für Heinrich den VII von England eine nördliche Gewürzstraße suchen sollte, entdeckte in der Region an der Küste fast 1000 baskische Boote, deren Besatzungen auf der felsigen Küste Kabeljau und Schellfisch salzten und trockneten. Auf der Georges-Bank und den umliegenden Bänken wimmelte es im Jahr 1500 von verschiedenen Fischarten, die sie mit einfachen Körben aus dem Wasser schöpfen konnten. Damals nannte Cabot diese Region New-Found-Land. Im Jahr 1605 tauften Kolonisten aus England die heutige Georges-Bank in St.Georges um.

Die Nachricht von den reichhaltigen Kabeljau Vorkommen auf der Georges-Bank und den umliegenden Bänken führte dazu, dass in den Küstenländern, die über seetüchtige Segler verfügten, eine Kabeljaufischerei in dieser Region aufgenommen wurde. Der Fisch wurde gesalzen oder getrocknet. Man schrieb, dass bis Mitte des 16.Jahrhunderts 60% der verzerrten Fische, der Kabeljau war. Diese Verzerr-gewohnheiten hielten sich fast 200 Jahre lang. Die Kabeljau Vorkommen, die Bearbeitung des Fanges und die internationale Vermarktung im 18. Jahrhundert ließ die Stadt Boston entstehen und zu einem internationalen Handelszentrum werden. Man erzählte, dass mit dem Kabeljau damals der britische Markt gesättigt werden konnte. Und die Literatur bestätigt, dass die Gloucester-Schoner viele Menschen im karibischen Raum mit gesalzenem und getrockneten Fisch belieferten.
Der bekannte Buchautor Kurlansky hat ausführlich über die Kabeljaufischerei in dieser Region berichtet. Fast bis Ende des 20. Jahrhunderts erfolgte die Jagd auf den Kabeljau und den anderen Arten in dieser Region noch mit kleinen Booten, die man ruderte oder mit Segel betrieb. Es wurden Handleinen, mit Köderhaken zum Fang genutzt.

Erstmals 1850 machte sich eine Reduzierung des Heilbuttbestandes bemerkbar. Mit der Modernisierung der Fischereitechnik und der verstärkten Indienststellung der Fischdampfen Anfang des 20. Jahrhunderts und der nunmehr intensiveren Befischung mit dem Gundtrawl wurde die Biomasse der einzelnen Fischarten verstärkt angegriffen.1928 ließen die Fänge auf Schellfisch nach. Die eingeführte Technik veränderte die Bearbeitung des Fisches. Nun wurde weniger gesalzen und getrocknet. Der Fisch wurde in New England filetiert und tief gefrostet. Teilweise wurden dann die Filets geschnitten und die Fischstäbchen eroberten ab 1921 den Markt.

Während des zweiten Weltkrieges kam es zu einer relativen Erholung der Bestände. Doch Ende der 50er, in den 60er und 70er Jahre kam es zu einer Invasion von modernen Fabrikschiffen, die nicht nur mit dem Treibnetz arbeiteten, sondern mit dem Grundschleppnetz und mit pelagischen Netzen die Bestände der Georges-Bank und der anderen Bänke befischten.

Den Rostocker Hochseefischern ist bekannt, dass die damalige sowjetische Flotte 1961 und 1962 dieses Gebiet um die Georges-Bank erkundete. Von Rostock wurde 1963 das Forschungsschiff ROS 212 „Eisenach“ zur Georges-Bank zu Fischereierkundigungen geschickt. Im Jahr 1966 setzte das Fischkombinat Rostock die Fabrikschiffe „Bodo Uhse“ und „Willi Bredel“ zur Untersuchung des Heringsfanges in dieser Region ein. Danach war die Rostocker Flotte fast ganzjährig auf der Georges-Bank und den anderen Bänken zum Herings-und Makrelenfang im Einsatz. 1973 wurde mit 66 Fahrzeugen von den Rostocker und auch Sassnitzer Hochseefischern der stärkste Einsatz gefahren.

Mit der Bildung der 200 sm Ökonomischen Zone 1977 konnten teilweise weitere Einsätze in sogenannten vergebenen Fenstern gefahren werden. Die Fischerei wurde dadurch weniger effizient, weil der Fisch meistens in anderen Regionen stand. Vermerkt werden soll, dass 1984 Kanada, durch ein Gerichtsurteil, die nordöstliche Ecke der Georges-Bank zugesprochen wurde.

Aufteilung der Georges-Bank 1984
Ende der 80er Jahre ließ die Produktivität der Fischerei auf der Georges-Bank schnell nach.1994 stellten die Wissenschaftler fest, dass die Fischbestände seit 1990 um 40% zurück-gegangen waren. Im Jahr 1995 erfolgte eine Beschränkung der Fischerei. Die Beschränkung wurde in den Folgejahren erweitert und Gebiete völlig gesperrt und nur den heimischen Fischern wurden Quoten erteilt. Wann und ob sich die Fischerei auf den Bänken von Neufundland bis hinab zu USA-Schelf wieder erholt, konnte noch nicht prognostiziert werden.

 


 

 


 


 

Höhen und Tiefen in der Fischerei der Rostocker Flotte auf der Georges-Bank, Schlussfolgerungen.


Kapitän Günther Kröger

nach Material der Arbeitsgruppe des Fiko Rostock unter Leitung von Kapitän Langhinrichs und dem Fangtechniker Günther Hecking aus dem Jahr 1969.

Die Fischerei der Rostocker Hochseefischerei vor der Nordost-Küste der USA, insbesondere von der kanadischen Neufundlandküste bis zum Südende von Neuengland hatte bereits den Charakter einer Fernfischerei. Der Einsatz unserer Flotte auf den dortigen Bänken, speziell der Georges-Bank stellte einen besonderen Entwicklungs-abschnitt unserer Fischereitätigkeit dar. Er ist geprägt durch den Einsatz pelagischer Netze für den Fang von Hering und Makrelen auf den Fang- und Verarbeitungsschiffen und den Zubringertrawlern.

Erkundung und Aufbereitung des Fanggebietes
Der Seitentrawler ROS 212 „Eisenach“ vom Institut für Hochseefischerei erforschte 1963 vor allem das Gebiet der Georges-Bank, nachdem Forschungsschiffe der ehemaligen Sowjetunion und Schiffe der ehemaligen Volksrepublik Polen bereits 1961 und 1962 dieses Gebiet erkundeten. Da wir zu dieser Zeit in herkömmlichen Gebieten aus-reichende Einsatzmöglichkeiten hatten und der Heringsfang in der Nordsee vor allem für unsere kleineren Schiffseinheiten erfolgreich war, erfolgten erst 1966 erneut kurzweilige Versuche der FVS „Bodo Uhse“ und „Willi Bredel“auf der Georges-Bank im Heringsfang.

Einsatz der Großschiffe und Zubringetrawler
Mit dem Rückgang der Heringsfischerei 1966/1967 der kleineren Schiffseinheiten in der Nordsee konzentrierten wir unsere Groß-schiffflotte in den Monaten Juli bis Oktober zum Fang von Hering und danach von Makrelen auf der Georges-Bank und den umliegenden Regionen.
Diese beiden Fischarten bildeten in der Vor- und Nachsaison defuse, lichtere Schwärme und beim Laichen starke Konzentrationen zeitlich in den unterschiedlichen Wassertiefen. Ein Fangerfolg war nur durch den Einsatz pelagischer Netze zu gewährleisten.
Bisher wurden nur vereinzelt pelagische Netze im Rundfischfang von den Großschiffen verwendet, nun erfolgte ein verstärkter Einsatz von pelagischen Netzen im Herings- und später im Makrelenfang Die pelagische Fischerei war in der Rostocker Großschiffflotte erst wenige Jahre alt. Sie erforderte die Ausrüstung mit leistungsfähigen Netzsonden, großen Profilscherbrettern und die Ausrichtung der Produktion auf Hering und Makrelen. Die Ausrüstung der Zubringer-trawler mit Netzsonden erfolgte anfangs mit Geräten aus der Loggerflotte.
Dieser Prozess brachte eine Reihe von Probleme durch die Fangtechnik, durch die neue Fangmethode und Ortungstechnik mit sich und hatte Auswirkungen auf die Netzindustrie der DDR.

Eingesetzte Netztypen in der Heringsfischerei, Vergrößerung der pelagischen Netze
1967 fischten die FVS vor allem mit dem HP 1200 pelagischen Zweilaschen-Netz und im Jahr 1968 mit dem HPL 1200 pelagischen rechteckigen Netz. In beiden Jahren wurde mit diesen Netzen die Produktionskapazität der Schiffe ausgelastet. Nur in der frühen Vorsaison und der Nachsaison war der Fang nicht befriedigend. Erst mit dem neukonstruierten pelagischen Netz HPG 1600 konnte wieder erfolgreich über die gesamte Fangperiode auf den Bänken gearbeitet werden.
Es wurde in dieser Zeit auch ein pelagisches Netz HPG 1871 auf dem Trawler Typ III aus schwedischem Importmaterial erprobt. Außerdem erfolgten Versuche mit neuen 8m² Profilscherbrettern auf dem FVS II ROS 312 und dem Zubringertrawler ROS 418.
Der Trend bei den pelagischen Netzen, insbesondere in der westdeutschen Flotte, ging zu weiteren Netzvergrößerungen und größeren Maschen im Vornetz. Auf Grund von Materialproblemen standen den Kapitänen unserer Flotte nur einige wenige noch größere pelagische Netze, wie das HPG 2000 und das HPG 2400 zu Verfügung. Die Zubringerkapitäne hatten zu dieser Zeit nur 1200 und 1600 Maschennetze zur Verfügung.
Unsere Kapitäne waren mit den erreichten Fängen im Vergleich zu ihren westdeutschen Kollegen absolut nicht zufrieden. Das Heringsauf-kommen hatte sich 1969 stark verringert, dadurch erhöhte sich die Fischsuche und auf den stark flüchtenden Hering war der Fangerfolg dann mit unseren Netzen noch unbefriedigend.
Von den Kapitänen und der Fangleitung See kam 1969 die Forderung nach größeren Maschen im Vornetz und Netzöffnungsgrößen von mindestens 20 m für die FVS Ia, 25 m für FVS Ib und Z-Trawler, 30m für FVS II, um die Fangziele zu erreichen. Diese Forderung entstand aus dem eingetretenen Rückstand im Fang gegenüber den BRD Fabrikschiffen. Nur mit den HPG 2400 Netzen waren die Fänge noch zufriedenstellend, doch der Fangvergleich insgesamt mit den BRD Schiffen war negativ.
Sie erreichten in der Vorsaison auf geringere und flüchtende Herings-schwärme mit großmaschigen Netzen von 2300 und 2700 Maschennetzumfang und vereinzelnt mit Netzen noch größeren Umfangs Mehr-Fänge mit denen wir nicht mithalten konnten.
Gegenüber unserem 1600 Maschennetz hatte ein 2700 Maschennetz der BRD Schiffe eine größere Befischungsfläche um rund 285%, demgemäß betrug der vergleichbare Fang pro Hol nicht 20 t sondern 50 t. Während der Vorsaison lag der Wert F/FT unserer westdeutschen Kollegen bei 20 t/d, bei uns dagegen nur bei 12,5 t/d.
Anfang August 1969 setzten auch wir in der Flotte Netze wie das1700, das 2000 und das 2400 Netz mit größerem Netzumfang ein. Durch die Vergrößerung des Netzumfanges bei diesen Netzen wurde ein bedeutender Mehrfang erzielt und die Fangunterschiede zur BRD – Flotte abgebaut. Die Berechnungen des Fangtechnikers Günther Hecking ergaben, dass pro 1 m Netzöffnung ca. 100 Maschen der Maschenweite a= 100 mm erforderlich sind.
Unter Beachtung der Schleppleistung der einzelnen Schiffstypen ergab sich nun in Abstimmung mit den Kapitänen eine neue Zielstellung bezüglich der Netzgrößen:

Fahrzeugtypvorhandene Netzgrößengeforderte Netze
FVS I a17002000
FVS I b/Z-Trawler20002500
FVS II24003000


Abhängigkeiten bei der Konstruktion der Netze
Diese gestellte Zielstellung war von bestimmten Bedingungen abhängig. Bei den Fahrzeugtypen FVS Ia und FVS Ib sowie der Z-Trawler war unter Beachtung der Strömungsverhältnisse, des Wetters und der Bodenbeschaffung auf der Georges-Bank mit den vorhandenen Netzen die Manövrierfähigkeit gewährleitet, die Schleppgeschwindigkeit mit geringen Reserven jedoch ausgeschöpft. Die FVS II dagegen hatten noch ausreichende Reserven.
Damit stand fest, dass bei den 2000 und 2500 Maschennetzen der Netzwiderstand nicht erhöht werden durfte. D.h. die Größe und Bauart der neuen Netze mussten so gewählt werden dass z.B. das HPG 1700 Netz widerstandsmäßig dem HPG 1200 Netz entspricht und es von
FVS Ia geschleppt werden kann. Ebenso verhalten sollte sich das HPG 2000 und widerstandsmäßig dem HPG 1596 gleichen. Dann kann es von den FVS Ib und den Z-Trawlern geschleppt werden.

Weitere Veränderungen
Diese Bedingung waren nur durch die Anwendung großmaschigen Netztuches einzuhalten. Auf Kosten der Schleppgeschwindigkeit durfte keine Netzvergrößerung erfolgen. Gleichzeitig wurde mit der Industrie erreicht, dass die eingesetzten Garne eine höhere Qualität erreichten und damit mit dazu betrugen, den Netzwiderstand bei ausreichender Festigkeit der Garne zu reduzieren.
Auch auf dem Gebiet der Netzreparaturen wurden Verbesserungen erzielt, um die Handhabung mit den größeren Maschenweiten zu vereinfachen. Während des Einsatzes der Arbeitsgruppe wurden gleichfalls die Achtergeschirre verändert und ein neuer Steert positiv getestet und eingeführt.
Die Realisierung der Zielstellung wurde begünstigt durch die mittlerweile seit Mitte 1969 Herstellung von a= 400 mm Maschentuch in Heidenau.
Diese Größe entsprach dem internationalen Stand, obwohl in Schweden bereits Netztücher mit einer Maschenweite von a= 540 mm gefertigt wurden, in Netzen aber nur Maschenweiten von a= 360 mm zum Einsatz kamen. Im Fiko Sassnitz wurden im gleichen Zeitraum Versuche mit Maschenweiten a= 720 und a= 1440 mm vorgenommen.
Bei uns im Fiko Rostock wurde zu dieser Zeit intensiv an der Einführung des Jagernetzes gearbeitet. Erst nach Versuchen mit dem Jagernetz sollte damals über eine größere Maschenweite als 400 mm entschieden werden.

Weitere Untersuchungen
Die Arbeitsgruppe führte eine Reihe weiterer Untersuchungen auf den unterschiedlichen Schiffstypen durch. Sie stellten noch einmal heraus, dass der technische Zustand unserer Großschiffe und anderen Schiffstypen teilweise veraltet war. So war die gezielte pelagische Fischerei der Zubringertrawler durch die Ruderdüsen stark benachteiligt. Das Manövrieren wurde beim Ruderlegen erschwert, da ein Leistungsabfall eintrat und sich die Netztiefe veränderte. Ebenfalls wurde nochmals darauf hingewiesen, dass Wellengeneratoren, wie sie die Schiffstypen Frosttrawler, Zubringertrawler und FVS II besaßen in der gezielten pelagischen Fischerei ungünstig sind.
Mit den Kapitänen wurde während des Einsatzes der Arbeitsgruppe gleichfalls notwendige Veränderungen bezüglich der Fangtechnik für den Einsatz in anderen Gebieten diskutiert. Die Kapitäne forderten querschiffsverfahrbare Galgenblöcke zur Erleichterung der Fischerei im Eis für die Großschiffe. Diskutiert wurde über eine Scherbrettwechselein-richtung und es wurde vorgeschlagen zur Erleichterung des Umgangs mit der Netzsonde muss die Kabelführung über einen A-Mast Block erfolgen. Dadurch ergibt sich auch ein günstigerer Standort für die Kabelwinde.

Probleme mit den Ortungsgeräten
Immer wieder wurde von den Kapitänen während der pelagischen Fischerei auf Hering und Makrelen auf die Ausrüstung von leistungsfähigen hydroakustischen Ortungsgeräten hin gewiesen.
Diese gleiche Forderung gab es auch schon während der Ringwadenfischerei der Loggerflotte. Für Veränderungen bzw. für die Umrüstung wurde eine einheitliche Ausrüstung auf den FVS und Zubringertrawlern gefordert.
Als Minimalausrüstung forderten die Kapitäne ein HV – Lot, einen Sondenschreiber und ein Grundlot. Auf den Z-Trawlern sollte diese Ausrüstung angepasst werden. Beim HV – Lot HAG 401 wurde die Leistung und der hohe Bedienungsaufwand stark kritisiert. Bei einer gezielten Fischerei müsste man hier einen zusätzlichen Spezialisten einsetzen, der Wachhabende könne alleine die notwendigen Handgriffe kaum durchführen. Bei den starken Fahrzeugkonzentrationen im Fanggebiet ging die Sicherheit für das Schiff vor.
Wie bereits bekannt waren die vorhandenen Geräte sehr störanfällig und fielen oft ganz
aus. Es wurde gefordert den Druck auf die herstellende Industrie zu erhöhen oder Importe zu tätigen.
International gab es bereits neue Rundum – Lote, wie das Elac-Superlot oder das Simrad –
Sonar SB 3. Auch die Japaner fuhren bereits Lote mit hohen Leistungen und geringeren Bedienungsaufwand.

Forderungen nach Veränderungen in der Produktion
Insbesondere in der Vor- und Nachsaison waren oft lange Suchzeiten notwendig. In diesem Zusammenhang wurde von den Kapitänen auf die vorhandene Einlagerungskapazität auf Schiffen der BRD verwiesen. Eine große Einlagerungskapazität, zur Sicherung einer Tagesproduktion ist durch die nicht kontinuierliche Fischerei im Heringsfang notwendig.
Die vorhandene Einlagerungskapazität auf unseren Schiffen ist unzureichend. Hinzu kommt,dass auf unseren Schiffen die Bunker nicht isoliert sind. Um die Temperatur in den Bunkern konstant niedrig zu halten, sollten die Bunker mit Holz ausgeschlagen sein.

Ein weiteres Problem war die nicht ausreichende Frostkapazität unserer Großschiffe. Doch dieser Mangel war bekannt und es wurde an Veränderungen gearbeitet.

Fazit
Die aufgeworfenen Probleme, die vor allem aus der pelagischen Heringsfischerei hervorgingen wurden von den Ingenieuren aufgearbeitet und bei der Indienststellung der Supertrawler beachtet. Soweit es möglich war, wurden Veränderungen auf den vorhandenen Schiffstypen durchgeführt.
Die pelagische Fischerei auf der Georges-Bank und auf den anliegenden Fangplätzen brachten der Rostocker Hochseefischerei ein Vielzahl neuer Erkenntnisse. Eine Vielzahl von alten Forderungen nach Veränderungen sowohl in der Fangtechnik als auch im technologischen Fangverlauf wurden noch einmal bekräftigt. In dieser Zeit wurden intensive Gespräche mit der Zulieferindustrie geführt und eine Reihe Veränderungen eingeleitet.

 









Letztes Update: 16.12.2019, 19:29 Uhr
Günther Kröger © 2008-2024