Impressum|Kontakt|Sitemap |Datenschutzerklärung


Schirmer
Jochen Schirmer
Kunstmaler


Arbeitskreis


60 Jahre
Fischwirtschaft
in Rostock Marienehe



Bilder vom Fischereihafen aus den Jahren 1950 bis 1990 und nach der Wende 1990

Fischereihafen




Ständige Ausstellung
Hochseefischerei 1950-1990

Societät Rostock maritim e.V.


Pazifik

Auszug aus dem Buch “Kapitäne der Deutschen Hochseefischerei“


2016 Günther Kröger

Pazifik-Fischerei

Schon 1972 analysierten wir die Fischereiergebnisse der polnischen und der ehemaligen sowjetischen Flotte im NO-Pazifik. Doch die Absicherung eines solchen Einsatzes und die zusätzlichen Kosten hielten uns von einem Einsatz ab. 1973 entschlossen wir uns in der Rostocker Hochseefischerei das Gebiet durch ein eigenes FVS aufzubereiten und einen eigenen Überblick zu erarbeiten. Es fand eine Beratung mit der Leitung der polnischen Hochseefischerei statt und wir berieten zusätzlich über den Abtransport von Frostware, der Dieselkraftstoffversorgung und der Zusammenarbeit im Fanggebiet. Gleiche Absprachen wurden auch mit den Verantwortlichen der ehemaligen sowjetischen Hochseefischerei durchgeführt, um den Einsatz unseres Schiffes zu sichern.
Ausgewählt wurde das Fang- und Verarbeitungsschiff „Peter Nell“ unter dem Kommando von Kapitän Rudi Andres. Zur Absicherung der Reisezielstellung setzten wir als Reiseleiter unseren Produktionsoberinspektor Ing. Dieter Ringel ein. Notwendig wurden einige schiffbauliche Veränderungen, um den Forderungen der Panamapassage gerecht zu werden.
Im August 1973 traf unser Fangschiff bei der sowjetischen Flotte ein. Kontakt zum Flottenleiter wurde hergestellt und es wurden Informationen zur Fischereidurchführung eingeholt. Währen der gesamten Fangzeit operierte die Flotte zwischen 44° und 48°N vor der amerikanischen 12 sm Fischereigrenze. Die sowjetischen Verarbeiter fischten am Grund und trieben nachts. Unser FVS fischte mit dem pelagischen Jagernetz und konnte auch in der Nacht auf Grund der guten Steuerung des Netzes gute Fänge erreichen. Die erfolgreichsten Hols wurden nahe der Fischereigrenze gemacht. Anfangs war der Seehecht klein, im zweiten Teil der Reise wurde dann aber Filet hergestellt. Als Beifang trat Rotbarsch auf. Die Wetterverhältnisse waren gut, nur die oftmals starke Dünung erschwerte die Übergabe an ein Kühlschiff und auch in einzelnen Fällen die Fischerei. Im November des gleichen Jahres wurde die Reise beendet .
1974 wurden zu einem etwas früheren Zeitraum erneut ein FVS in den NO-Pazifik beordert. Auch die Ergebnisse dieser Besatzung zeigten, dass Voraussetzungen für einen stärkeren Schiffseinsatz vorhanden waren. Doch der schlechte Zeitfond und vorhandene Einsatzmöglichkeiten in anderen Fanggebieten verhinderten einen größeren Schiffseinsatz in diesem Jahr.

Auf der Basis eines Fischereiabkommens zwischen der BRD und Mexiko charterte die Bundesregierung die Fangfabrikschiffe „Bonn“ und „Weser“ zur Untersuchung der Fischressourcen vor der mexikanischen Küste. Der Einsatz erfolgte in der Zeit von Oktober 1974 bis Juni 1975. Der Kapitän des FMS „Bonn“ berichtete, dass der Aufbau einer Küstenfischerei möglich ist und gute Ergebnisse bringen kann. Für eine Hochseefischerei, wie sie durch die BRD betrieben wird, reichen die Fischvorkommen nicht aus. Hingewiesen wurden auf gute Fischvorkommen von Seehecht und Rotbarsch nördlich vor der amerikanischen Küste in dem Gebiet Oregon.
1975 setzten wir die FVS „Rudolf Leonhard“ und „Bernhard Kellermann“ vom Juli bis in den Dezember in dem Gebiet vor der amerikanischen und kanadischen Küste ein. Erstmals wurde auch der Besatzungsaustausch über El Salvador erprobt. Zum Abtransport der produzierten Frostware wurde unser Kühl- und Transportschiff „Lütten Klein“ eingesetzt. Das Schiff transportierte auch polnische Frostware.
1976 erfolgte dann der erste und auch letzte Großeinsatz in den NO-Pazifik mit fünf Fang- und Verarbeitungsschiffen, dem Fischereihilfsschiff „Robert Koch“ für den Besatzungsaustausch und dem Kühl- und Transportschiff „Lütten Klein“.
Aus dem Reisebericht der „Rudolf Leonhard“ von Kapitän Uwe Kröger im Jahr 1975 hier die wichtigsten Aussagen und Beschreibungen zur Fischereitätigkeit.
„Der erste Reiseabschnitt begann am 08.06.1975 in Rostock und endete am 14.09.1975 in Acajutla – Elsalvador. Der zweite Reiseabschnitt begann am 01.11.1975 erneut im Austauschhafen Acajutla. Wir übernahmen das FVS „Bernhard Kellermann“, tauschten dann auf dem Fangplatz zurück auf die „Rudolf Leonhard“. Eine Austauschbesatzung, die während unserer Freizeit mit unserem Schiff arbeitete, übernahm nun die „Bernhard Kellermann.
Am 07.07.1975 hatten wir den Fangplatz bei Kap Arago erreicht, doch erst in der dritten Dekade August fanden wir stabile Seehechtkonzentrationen auf dem Fangplatz Heceta-Bank. Diese wurden bis zum ersten Reiseende mit sehr gutem Erfolg, sowohl am Tage als auch in der Nacht befischt.
Der Seehechtfang im NO-Pazifik ist von Juni bis November möglich. Der Fischereiablauf wird in eine Vor-, Haupt- und eine Nachsaison gegliedert. Im Juni, Juli bis Mitte August war Vorsaison und von Mitte August, im September bis Mitte Oktober hatten wir die Hauptsaison. Von Mitte Oktober bis Ende November war dann die Nachsaison. Die Vorsaison ist gekennzeichnet durch eine wechselhafte und bis Mitte Juli anhaltende reine Tagesfischerei. Der Fangplatz erstreckte sich von 43° N bis 44° 30‘ N an den Außenkanten in Tiefen von 300 bis 400 m. Auf den Positionen 43° 20‘ N bis 43° 50‘ N in Wassertiefen von 240 bis 300 m war zeitweilig auch eine lohnende Fischerei möglich.
Die Anzeigen waren im Tiefen staubig und im Flachen pulk- bis schleierartig. Mitte Juli begann dann die Nachtfischerei mit gleichen Ergebnissen wie am Tage. Eine durchgängige Produktion ist in der Vorsaison nicht immer möglich. Der Seehecht war in den Größen unterschiedlich, jedoch gut maschinell zu bearbeiten.
Auf der Heceta-Bank begann ab der zweiten Dekade August die Hauptsaison. Der Seehecht verteilt sich in dieser Zeit und hält sich in Tiefen von 110 bis 120 m auf. Die besten Konzentrationen fanden wir 13 bis 20 sm vor der Küste. Die Anzeigen waren weiterhin schleierartig aber sehr konzentriert und ergiebig. Sowohl am Tage als auch in der Nacht hatten wir sehr gute Fänge. Unsere Produktion war immer ausgelastet. Ein entsprechender Sicherheitsabstand zur Fischereigrenze wurde eingehalten.
Im Oktober beginnt der Seehecht westlich zur Außenkante zu ziehen. Die Fischerei erfolgt dann in den Positionen 43° 30’ N bis 43° 50’N in Wassertiefen von 180 bis 300 m. Die durchschnittliche Fischgröße betrug 47 cm. In der dritten Dekade August war die Hauptsaison beendet.
In der Nachsaison fischte ROS 309 nordwestlich der Heceta-Bank in Tiefen von 200 bis 350 m. Die Seehechtfänge waren sehr gut. Die Besatzung war der Meinung, dass diese Bestände schon vorher in diesem Gebiet waren. Die Anzeigen waren sehr schwach und nur als kleine Perlen im Lot zu erkennen. Stärkere Anzeigen konnten wir im Lot nur als Staub ausmachen. Die Tag- und Nachtfischerei brachte gleiche Ergebnisse. Der Seehecht war groß und sehr fleischig, er hatte die bisher beste Qualität.
Im November wurde eine ständige Nordwanderung von 5 bis 10 sm, mit einem Abgleiten in Tiefen bis 450 m beobachtet. Vom 05.11. bis 10.11.75 stellte der Seehecht seine Wanderung nordwärts ein und wir fischten auf der Position 44° 40‘ N bis 44° 50‘ N. Es konnte aber auch gut möglich sein, dass hier mehrere Bestände auf einander trafen. Am 25.11. hatten wir auf der Position 46° 10‘ N am Astoria-Canyon die Seehechtkonzentrationen verloren. Trotz intensiver Suche fanden wir keine Fischkonzentrationen von Seehecht wieder. Die Seehechtsaison war beendet.
Auf unserer Suche nach Seehecht im nördlichen Gebiet hatten wir südlich der La-Perouse-Bank Heringsvorkommen geortet. Die Heringsanzeigen auf der Position 48° 28‘ N und 125° 31‘ W waren sehr kompakt und mit den Anzeigen auf dem USA-Schelf nicht zu vergleichen. Während der ersten Hols platzten die achteren Netzteile, weil die Fischeinläufe massiv waren und wir sie anfangs schlecht beurteilen konnten. Wir veränderten die Ventile im Netz und verringerten den Stau sowie die Schleppzeiten, dadurch hatten wir dieses Problem behoben. Der Hering war in seiner Größe unterschiedlich und lag bei 15 bis 25 cm, max. 30 cm. Zur Auslastung der Produktion benötigten wir am Tage nur zwei Hols, manchmal genügten für zwei Tage drei Hols. Die Qualität und Haltbarkeit des Herings war ausgezeichnet. Im Allgemeinen unternahm dieser Heringsbestand keine Wanderungen. In diesem Gebiet schien nur dieser Bestand zu sein, denn außerhalb der Generalposition fanden wir keine Anzeigen. Dieser Hering soll sich hier bis zum Frühjahr aufhalten und dann zur Küste ziehen.
Ähnliche Fischereiverhältnisse wurden durch unsere Fang- und Verarbeitungsschiffe im Jahr 1976 vorgefunden. 1977 war ein Flotteneinsatz durch die Erweiterung der Fischereizonen und der Durchsetzung der 200 sm ökonomischen Zonen nicht mehr möglich.




Letztes Update: 08.10.2017, 14:11 Uhr
Günther Kröger © 2008-2024